Description
Seit der Mitte des 2. Jhs. v. Chr. spielte Rom eine entscheidende Rolle in der Geschichte Judaeas, zuerst als Schutzmacht, dann als Patron von Klientelkönigen, bis schließlich Judaea zuerst als Teil der Provinz Syria, schließlich als eigene Provinz direkt in die römische Verwaltung einbezogen wurde. Rom und seine Vertreter sahen Judaea immer als einen normalen Teil des Reiches an, was speziell im 1. Jh. n. Chr. zu häufigen Auseinandersetzungen mit Teilen der jüdischen Bevölkerung führte, die sich mit der gegebenen Machtsituation nicht abfinden wollten: die Distanz zu Rom und zur römischen Herrschaft ist in den Evangelien überall greifbar. Die unterschiedlichen Sichtweisen waren es, die - neben den problematischen Handlungen einiger Präfekten - zu einem immer stärker eskalierenden Konflikt führten, der schließlich im jüdischen Aufstand und der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. endete. Obwohl die römische Heeresmacht in der Folgezeit stärker in Judaea vertreten war als in anderen Provinzen, kam es zu einer weiteren Rebellion unter Bar Kochba, deren Folgen für Rom und Judaea tiefgreifender waren, als man dies im Allgemeinen gesehen hat. In der ethnisch, sprachlich und religiös gemischten Gesellschaft verlor das jüdische Element an Gewicht, wurde die griechisch-römische Stadtkultur endgültig zur herrschenden Lebensform. Mitglieder aus führenden Familien der jetzt Syria Palaestina genannten Provinz sind sogar in die Führungsschicht des römischen Reiches aufgestiegen, was deren Integration in das Reich festigte und manche modernen Vorstellungen von einem Sonderstatus Judaeas widerlegt.