Description
Prophetische Gestalten gehören zu den markantesten Erscheinungen der Religionsgeschichte. Um sich mitzuteilen, bedarf die Gottheit der Gestalt von Mittlern, die ihr Wort vernehmen und weitergeben oder die durch ihr zeichenhaftes Verhalten den Einbruch einer anderen Wirklichkeit in das alltägliche Leben sichtbar machen. In den Worten wie im Geschick der Propheten verdichten sich somit Gotteserfahrungen auf exemplarische Weise. Aus dem Kreis solcher prophetischen Gestalten ragt eine ganz besonders heraus: Elia aus Tischbe. Der Erzählkranz, der sich um ihn und seinen SchÃ"ler Elisa gebildet hat, zeichnet das Bild einer kantigen Persönlichkeit und hat die Volksfrömmigkeit in den drei groÃen abrahamischen Religionen nachhaltig bestimmt. Elia ist einer, der gegen korrupte Herrscher auftritt, fÃ"r ein kompromissloses Bekenntnis zu dem einen Gott eifert, aus einem unverbrÃ"chlichen Gottvertrauen heraus Wundertaten vollbringt, der am Leben verzweifelt und dennoch an seinem Gott festhält, der schlieÃlich im Feuersturm zu Gott entrÃ"ckt und so zum Hoffnungsträger und Vorboten der kÃ"nftigen Heilszeit wird.Auf diese Erzählmuster haben die Evangelisten immer wieder Bezug genommen und ihre Jesusgeschichte mit zahlreichen Anklängen an die Eliagestalt ausgestattet. Auch der Koran weià ihn lobend zu erwähnen, nimmt Elia jedoch viel stärker wieder in die lange Traditionskette der Propheten vor und nach ihm zurÃ"ck, die in Mohammed, dem Siegel der Propheten, ihren Höhepunkt erreicht. In der islamischen Ãberlieferung aber entwickeln sich die "Prophetenerzählungen" später noch einmal zu einer ganz neuen, eigenen Literaturgattung, die zum festen Bestandteil von Theologie und Frömmigkeit wird. Insofern erscheint Elia in der Perspektive von Judentum, Christentum und Islam als Exponent des Prophetentums Ã"berhaupt. In den Erzählungen von "Elia und anderen Propheten" kommt die Erfahrung des Göttlichen mit ihren Schrecken wie ihrem Trost ganz unmittelbar und anschaulich zur Sprache.