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JCB Mohr (Paul Siebeck) Reformation auf der Kanzel: Martin Luther als Reiseprediger
Roland M. Lehmann untersucht zunächst die Entwicklung Luthers als Prediger bis 1518 und konzentriert sich dann auf die Predigten, die der Reformator außerhalb Wittenbergs hielt. Von den 99 erhaltenen Reisepredigten werden 45 hinsichtlich ihrer überlieferungsgeschichtlichen, agendarischen, historischen und theologischen Kontexte analysiert und deren Inhalte rekonstruiert. Dabei treten die vielseitigen Facetten seiner Kanzeltätigkeit hervor: Luther als Streitprediger, Missionarsprediger, Umlandsprediger, Hofprediger und weitere mehr. Einige Urteile der Weimarer Ausgabe werden dabei revidiert. So bezweifelt der Autor die gängige Forschungsmeinung, Luthers letztes Kanzelwort sei die "Vermahnung wider die Juden" gewesen. Überdies wird beschrieben, wie aus einer knappen Predigtmitschrift ein umfangreiches Druckwerk entsteht. Bislang in der Forschung kaum berücksichtigt sind Luthers Kasualpredigten, auf die der Verfasser ausführlich eingeht.
£175.10
JCB Mohr (Paul Siebeck) Die Transformation des Kirchenbegriffs in der Frühaufklärung
Die Transformation des Kirchenbegriffs in der Frühaufklärung vollzog sich in Form einer doppelten Horizontüberschreitung zum einen über die Grenzen der Theologie hinaus und zum anderen innerhalb dieser. Die Öffnung der ekklesiologischen Debatte außerhalb der Theologie führte zur Ethisierung und Universalisierung des Kirchenbegriffs verbunden mit dem Aufkommen einer Kultur der religiösen Mündigkeit des Laien. Auf der Suche nach einem allgemeineren Begründungszusammenhang als es spezielle offenbarungstheologische Rechtfertigungen boten, rückte der Kirchenbegriff in den Fokus von Naturrecht und Religionstheorie. Durch den Paradigmenwechsel vom Staats- zum Vereinsgedanken erfolgte die rechtliche Einordnung religiöser Institutionen in die Gesellschaft. Die Etablierung des Territorial- und Kollegialsystem brachte die vorläufige Klärung und Regelung des Verhältnisses von Kirche und Staat. In Reaktion auf die Transformation des Kirchenbegriffs außerhalb der Theologie kam es erst relativ spät zur Transformation innerhalb dieser. Die Folge war eine Erweiterung des dogmatischen Kirchenbegriffs und die Thematisierung der Ekklesiologie außerhalb der Dogmatik. Diese doppelte Horizontüberschreitung hat sich in der Frühaufklärung durchgesetzt, was verständlich macht, warum die Neologie keine größeren Anstrengungen mehr auf dem Gebiet eines verengten Kirchenbegriffs unternahm, sondern dazu überging, die Sozialformen der abendländischen Religion im Rahmen einer Christentumstheorie zu verhandeln.
£126.85