Description
Apokalyptisches Denken und messianischer Aktivismus blÃ"hten im 16. Jahrhundert unter Juden und Christen in Europa in auffälliger Parallelität. Während das Geburtsland der Reformation als Zentrum der endzeitlichen Spekulation unter Protestanten gilt, hat die Geschichte des jÃ"dischen Messianismus im deutschen Sprachraum weit weniger Aufmerksamkeit gefunden. Mit diesem Buch liegt nun erstmals eine umfassende Untersuchung der jÃ"dischen Messiaserwartung im Deutschland des 16. Jahrhunderts vor. JÃ"discher Messianismus wird in seinen kulturellen, sozialen und religionsgeschichtlichen Kontext innerhalb der christlichen Umgebungsgesellschaft gesetzt. Im Mittelpunkt steht die Beziehung der jÃ"dischen Erlösungshoffnung zur zeitgenössischen christlichen Apokalyptik. Mit ihrer Darstellung belegt Rebekka Voà die Vitalität jÃ"discher messianischer Sehnsucht im vormodernen Aschkenas und zeigt vor allem die enge Verflechtung von jÃ"discher und christlicher Apokalyptik. Durch die integrative Betrachtung beider Religionsgemeinschaften demonstriert die Autorin, wie Juden und Christen ihre messianischen AnsprÃ"che, apokalyptischen Ideen und Bewegungen gegenseitig wahrnahmen, darauf reagierten und wechselseitig beeinflussten. Hebräische Chroniken und deutsche Flugblätter, private Briefe und ethische Erbauungsliteratur, Polemiken und Gerichtsprotokolle, lateinische Bibelkommentare und jiddische Volkslegenden, bildliche Darstellungen und Realia bieten Einblick in ein komplexes jÃ"disch-christliches Beziehungsgeflecht messianischer Ideologie und Politik. Der apokalyptische Diskurs ist bemerkenswert fÃ"r seine Spannung zwischen der Ablehnung der eschatologischen Position des anderen und der gegenseitigen Verstärkung apokalyptischer Hoffnungen und Ãngste.