Description
Die Pachomianer-Regeln sind uns vollständig nur auf Latein in der Übersetzung des Hieronymus überliefert. Nachdem H. Bacht schon vor längerer Zeit den lateinischen Text in deutscher Übersetzung publiziert hatte, werden sie hier estmals auch unter Berücksichtigung der koptischen Regelteile auf Deutsch veröffentlicht und eingehend analysiert. Dabei werden auch die Forschungsgeschichte und die Wirkungsgeschichte ausführlich dargestellt. Das Regelganze ist zu Recht mit Pachoms Namen verbunden, es ist seine originale Schöpfung und inspiriert von seinem Geist. Aber es verdankt sich nicht einem bewussten literarisch-schriftstellerischen Prozess. Die Regeln sind aus dem praktischen täglichen Leben hervorgegangen, und sie sind auch nur in Rahmen einer lebendigen Autoritätsstruktur sinnvoll. Sie sind noch ganz in die Kultur der Mündlichkeit eingebettet, in der sie ihre Interpretation und ihre Anwendung fanden. Ob Pachom die Regeln persönlich geschrieben hat, ob er sie diktiert oder ob ein Bruder die mündlich erlassenen Regeln später aufgeschrieben hat, ist nicht mehr zu entscheiden. Deutlich ist aber, dass das Regelmaterial nach Stil und Inhalt auf die eine oder andere Weise auf ihn selbst zurückzuführen ist. Zur 'Gesetzgebung' wurden die Regeln erst durch den Rückgriff der Nachfolger Pachoms, die ihre Mitbrüder beständig auf die 'Anordnungen' und 'Gebote' des Ordensgründers verpflichteten. Diese Ordnungen lebten zwar immer noch von der Autorität des 'Vaters', der sie erlassen hatte, der aber nicht mehr als lebendes Beispiel unter ihnen war, sondern nur noch posthum beschworen werden konnte. Dadurch erst bekamen seine Regeln gewissermaßen einen kanonischen Rang.